Samhain, Halloween, Allerheiligen und die Yogatradition

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Ich freue mich sehr, morgen Abend, am 31. Oktober um 19.15 Uhr in bei der einzigartigen Danja Lutz im Soul Shakti Studio in Hall zu Gast zu sein!

Hoppla, morgen – da ist ja Halloween? Der Vorabend von Allerheiligen?
Ganz genau. Und ja, wir üben auch morgen Yoga, egal ob Halloween, unabhängig von Allerheiligen. 

Mit der neuen „Tradition“ des kommerziellen Gruselwahns, wo auch ein paar Hobby-Vandalen einen Anlass haben und Häuser zu beschmieren, hat dieser ganz besondere Tag nichts mehr zu tun. 

samhain3Das Mystische an diesem Tag, dem Vorabend von Allerheiligen, geht zurück auf die Welt der Kelten. Sie kannten damals, bis zu sechs Jahrhunderte vor Christus, nur zwei Jahreshälften, das Sommer-Halbjahr, auch Jahrestag genannt, sowie das Winterhalbjahr, die Jahresnacht.

Wie die Walpurgisnacht (auf gälisch Beltane) zwischen 30. April und 1. Mai das Sommerhalbjahr einläutet, markiert Samhain den Beginn der Jahresnacht.

Samhain aber geht insofern noch tiefer als Beltane, weil nach dem Glauben und den Traditionen der alten Kelten mit dem Ende des Sommerhalbjahres auch der Jahreskreiskönig, sprich die Sonne, stirbt. In jener Nacht, die heutzutage vom 31. Oktober zum 1. November begangen wird, dreht sich alles um den Abschied vom alten König und der Geburt des neuen.

Und mit dem Tod des Jahreskönigs schließt sich der Kreis zum Kernaspekt von Samhain: der Kontakt zu den Ahnen und deren Würdigung, das Annehmen von der Begrenztheit unseres Dasein. Die Kelten waren davon überzeugt, dass die Toten in dieser Nacht zum Ort ihres früheren Lebens zurückkehren durften. 

samhain6Die Ahnen spielten bei den Kelten eine große Rolle, sie wurden hoch verehrt und respektiert und standen auch als Bindeglied zur Mystik.

Dieser Tag, der morgige Abend steht also ganz stark für den Übergang und auch den Raum zwischen Alt und Neu. In diesen Zwischenräumen ist alles möglich. Grenzen verschwimmen, alles fließt ineinander über, wir werden eins…

Warum ich das alles erzähle? Ich liebe Irland und war schon unzählige Male auf der Insel. Ich kann nicht erklären warum, aber ich fühle mich zur keltischen Kultur, deren Traditionen und vor allem den starken energetischen Kraftfeldern auf der Insel sehr stark hingezogen.

Auch wenn heute die Meinungen auseinandergehen, ob der Halloween-Brauch aus dem katholischen Irland tatsächlich direkt auf Samhain zurückgeht, sind zahlreiche Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Und auch bei unserem Allerheiligen, das wir Christen am 1. November begehen, geht es im tieferen Sinne um dasselbe.

Doch unser wettbewerbsorientierten Leistungsgesellschaft geht es heute immer darum, strikte Trennlinien zu ziehen, sich selbst und die Dinge um uns herum von einander scharf abzugrenzen, anstatt das Verbindende, das Einende zu sehen.

Wir halten an diesem Feiertag einfach einmal inne, gedenken unseren verstorbenen Ahnen, unseren Liebsten, die nicht mehr bei uns sein können. Das zählt. Die Energie, die Erfahrungen, die Liebe von unseren verstorbenen Seelen – sie ist dennoch immer da.

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Und was hat das nun alles mit dem Yoga zu tun, fragst du dich? Meiner Meinung nach sehr viel.

Yoga ist eine lebende Tradition.

Mein Lehrer Ronald Steiner sagt immer, jedes Mal, wenn wir zum Üben auf die Matte steigen, klinken wir uns ein in ein riesiges, universelles Energiefeld mit all jenen, die schon vor uns Yoga geübt haben und Yoga zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Und mit jedem Mal, wo wir selbst üben, hauchen wir dem Yoga, unser ganz persönliches Leben ein. Wir füllen die Form von außen, die Asanas, mit unseren eigenen Erfahrungen und machen sie so zu etwas ganz Individuellem.

Egal ob ich selbst auf der Matte stehe oder vor meinen Yogaschülern unterrichte, sobald ich mich mit dem Eröffnungs-OM als Urmantra der Energie des Yoga öffne und hingebe, erkenne ich an, dass vor mir schon zigtausende Yogis geübt haben, vielleicht exakt im selben Moment unzählige weitere Yogis auf der Matte praktizieren und auch in Zukunft viele Yogis praktizieren werden.

energiefeldmatteAuch wenn Yoga für mich unter anderem bedeutet, ganz im gegenwärtigen Moment zu sein, drücke ich durch mein Üben auch meinen Respekt aus vor allen Lehrern und all jenen Übenden, die den Yoga zu dem gemacht haben, was er heute für mich ist.

Indem ich in der Tradition des Ashtanga Yoga stehe, vertraue ich darauf, dass diese Methode des Yoga schon bei vielen Übenden viel bewegt hat. Sich einer Yogatradition zugehörig zu fühlen, heißt also also auch, in dieses energetische Kraftfeld einzutauchen, das alle Übenden bereits erschaffen haben.

In der Tradition zu stehen heißt für mich, mich nach hinten aber auch nach vorne zu orientieren. Im Hier und Jetzt, jedes Mal, wenn wir üben, erhalten wir das Yoga lebendig.

Meinen Lehrern und deren Lehrern bin ich ewig dankbar, für alles, was sie uns aus ihren eigenen Erfahrungen des Yoga weitergegeben haben. 
Meinen Yogaschülern bin ich genauso dankbar, jedes Mal, wenn ich es sehe, wie meine Teilnehmer üben, achtsam und präsent und wieder und wieder die Positionen mit ihrer Energie, ihrem Dasein, ihren Erfahrungen füllen. 

Pattabhi Jois, Iyengar, Krishnamacharya.
Patanjali. Vamana Rishi. Svatmarama.

Sie und viele andere haben uns mit Yoga so viel hinterlassen und uns auch die Aufgabe übertragen, Yoga weiterzugeben.

Diese Aufgabe nehme ich sehr gerne an. Ganz besonders morgen – an Samhain.
Aber nicht nur morgen.
Sondern jeden Tag.
Tag für Tag.
Immer.

OM  & OSS

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